Anders wirtschaften

Besuch von Schüler*innen auf dem Gärtner Hof Entrup 119 in Altenberge

Schüler*innen des Beruflichen Gymnasiums des Hans-Böckler-Berufskolleg besuchten den Demeter-Hof “Entrup 119” in Altenberge. Zusammen mit Politiklehrerin Katharina Nienhaus, Referendar Jan Fischer und Christof Liesegang wollten sie im Rahmen des Gesellschaftslehreunterrichts ein Beispiel für alternatives Wirtschaften in Form der Solidarischen Landwirtschaft kennenlernen. Gleichzeitig sollte es eine angenehme, rückenwindunterstützte Radtour zum Abschluss der drei Jahre am HBBK in der vorletzten Schulwoche sein. Die Fahrt zum Hof verlief zunächst reibungslos, doch nach der Hälfte der Strecke setzte plötzlich ein heftiger Regen ein und die Gruppe erreichte den Hof klatschnass, immerhin war es relativ warmer Regen.

Solidarische Landwirtschaft bedeutet, dass die auf dem Hof arbeitenden Menschen mit den die Hofprodukte konsumierenden Menschen eine Solidargemeinschaft bilden. Mitglieder der Gemeinschaft erhalten einen Anteil an der Ernte, die der Gärtnerhof Entrup 119 produziert. Dabei muss dann allerdings in Kauf genommen werden, dass einerseits die Versorgung mit Lebensmitteln den natürlichen Schwankungen entlang der Jahreszeiten folgt und andererseits Ernteausfälle aufgrund von z.B. Unwettern möglich sind. So vernichtete das Sommerunwetter 2014 die Kürbisernte und Kürbissuppe gab es dann eben nicht.

Die Teilnehmer werden also mehr zu Prosumenten als Konsumenten zu sein – ein Begriff, der verdeutlichen soll, dass er nicht passiv ist, sondern sehr nahe beim Produzenten steht. Dazu passt, dass die Mitglieder regelmäßig zu Hofarbeiten gebeten werden. Angebaut werden saisonal Gemüse und Früchte, bei Entrup 119 sogar nach den strengen Demeter Richtlinien. Dazu gibt es eine Bäckerei und Käserei. Für deren Rohstoff sorgt auch eine ca. 100-köpfige Schafherde. Gerade die Herde begeisterte natürlich zu dieser Jahreszeit, da von Anfang Januar bis jetzt eine Menge Nachwuchs auf die Welt gekommen war. Rund 100 null bis dreimonate alte Lämmer belebten den Schafstall, schlummerten im Stroh bzw. jagten beliebige Euter von Mutterschafen. Aber so niedlich die Schafe sind, auch Fleisch gehört zum Ernteanteil. Die wöchentlichen Rationen werden entweder am Hof oder freitags am Stand des Gärtnerhofes auf dem Ökologischen Wochenmarkt in Münster bereitgestellt. Zur Finanzierung des Hofes werden monatlich Beiträge erhoben, die sich nach dem Bedarf des Hofes richten. Für den vollen Ernteanteil zahlt ein Mitglied 160 Euro, eine soziale Staffelung ist ergänzend gewollt, Vegetarier und Veganer zahlen weniger. Insgesamt kann der Hof ca. 200 Menschen versorgen. Der Überschuss wird in einem Hofladen und auf verschieden Märkten verkauft und dient der weiteren Finanzierung des Hofes. Als Fazit stellten die Schüler fest, dass es sich bei dieser Form der fast direkten Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln tatsächlich um eine interessante Alternative zum wachstumsgetriebenen Wirtschaften und auch gerade zur globalen Nahrungsmittelproduktion handelt. Regionalisierung sei Trend, hier könne man von Lokalisierung sprechen, man gehe dann also noch weiter. Belohnt würde die Mitgliedschaft deshalb auch durch eine Versorgung, die kaum transparenter sein könne. Eine Mitgliedschaft ohne Idealismus sei allerdings nicht möglich. Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.

Text und Fotos: Christof Liesegang